Dr. Sebastian Franz Aktuelle Forschungsprojekte
Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick zu aktuellen Forschungsprojekten.
Digitale Informationsplattform für Deutsch als Minderheitensprache (DIDaM)
Zum 01. Januar 2025 ist ein Projekt zum Aufbau einer digitalen Informationsplattform zu Deutsch als Minderheitensprache mit dem Schwerpunkt östliches Europa (DIDaM) gestartet. Geplant ist der Aufbau einer digitalen Informationsplattform zu Deutsch als Minderheitensprache mit dem Schwerpunkt östliches Europa (DIDaM). Die Online-Ressource bündelt Informationsmaterialien zu historischen und gegenwärtigen Sprecherinnen- und Sprechergruppen des Deutschen im östlichen Europa und rückt im Sinne linguistischer Area Studies divergente und komplexe regionale Mehrsprachigkeitskonstellationen in den Fokus der Betrachtung. Das Internetportal wird modular strukturiert sein und neben Informationstexten und -grafiken auch Karten- und Videomaterial sowie Abbildungen enthalten (z. B. Fotografien visueller Mehrsprachigkeit).
DIDaM versteht sich als eine Anlaufstelle für Interessierte, Angehörige und Nachkommen der jeweiligen Minderheitensprachgruppen, die sich fundiert und forschungsbasiert über das Deutsche als Minderheitensprache im östlichen Europa informieren möchten, ohne dafür ein wissenschaftliches Handbuch lesen zu müssen und / oder über umfangreiches Fachwissen zu verfügen. Das Transferprojekt greift im Sinne einer folk science überdies ein breites gesellschaftliches Interesse an sprachwissenschaftlichen Inhalten auf.
Das Projekt läuft von Januar 2025 bis Dezember 2025. Gefördert wird das Projekt im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.
Ostfränkisch als Auswanderersprache
Die Erforschung von auf dem Ostfränkischen basierenden Minderheitensprachen im östlichen Europa und den USA hat innerhalb der Sprachsiedlungsforschung bislang wenig Aufmerksamkeit erhalten. Vorliegende Studien nähern sich der Thematik anhand von Einzelfallanalysen punktuell an oder repräsentieren ältere Forschungszugänge. Eine aktuelle Darstellung, die siedlungsübergreifende Perspektiven einnimmt, und unterschiedliche Entwicklungen der ostfränkischen Varietäten in verschiedenen mehrsprachigen Kontexten aufzeigt, steht indessen noch aus.
Das Projekt Ostfränkisch als Auswanderersprache widmet sich diesem Forschungsdesiderat und gibt eine aktuelle Übersicht zu ostfränkischbasierten Minderheitensprachen im östlichen Europa und den USA. Folgende Punkte werden schwerpunktmäßig behandelt:
- Siedlungsgebiete in Osteuropa und in den USA, in die Sprecherinnen und Sprecher ostfränkischer Dialekte im 18. und 19. Jahrhundert aus dem Binnenraum emigriert sind, werden überblicksartig vorgestellt.
- Sozio- und mehrsprachigkeitslinguistische Charakteristika rezenter Gemeinschaften ostfränkischer Sprecherinnen und Sprecher werden herausgearbeitet und im Hinblick auf Prozesse des Sprachenwechsel und des Sprachverlusts reflektiert.
- Die ostfränkischen Minderheitenvarietäten werden variationslinguistisch beschrieben und mehrsprachige Strukturen vor dem Hintergrund der jeweiligen sprachkontaktlinguistischen Zusammenhänge diskutiert.
Grammatica della lingua Sappadina / Plodar Grammatik
Seit Jahrhunderten existiert in der italienischen Ortschaft Sappada / Pladen / Plodn in den Karnischen Alpen (Norditalien / Region Friaul-Julisch Venetien) eine Gemeinschaft von Sprecher*innen, die ihre deutschbasierte Minderheitensprache namens Plodarisch bewahrt und an die nächste Generation tradiert hat. Aktuell gibt es noch Sprecherinnen und Sprecher in der jüngsten Generation. Um die Sprache zu dokumentieren und die Vermittlung des Plodarischen in Bildungskontexten zu unterstützen, hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die eine ausführliche Grammatik zu dieser Minderheitensprache erstellt.
Die Arbeitsgruppe besteht aus
- Marcella Benedetti (Kulturbeauftragte in Sappada / Plodn und Autorin zahlreicher Publikationen zu Sappada / Plodn)
- PD. Dr. Nicole Eller-Wildfeuer (Institut für Germanistik, Universität Regensburg)
- Dr. Sebastian Franz (Germanistisches Seminar / Linguistik, Universität Heidelberg)
- Cristina Kratter (Deutschlehrerin in Triest und Autorin zahlreicher Publikationen zu Sappada / Plodn) und
- Prof. Dr. Alfred Wildfeuer (Professur für Variationslinguistik und DaZ / DaF, Universität Augsburg).
Forschungen enden häufig nicht mit einer Antwort. Aus vorläufig gewonnenen Erkenntnissen und Einsichten ergeben sich schnell wieder neue Fragen. Als Linguist*in befindet man sich gewissermaßen in einer komfortablen Position: Denn nicht nur die Forschung entwickelt sich weiter. Auch Sprache wandelt sich stets und auf natürliche Weise.
Sebastian Franz